Pferdezucht, Hargelsberg

vulgo „Huber zu Rath“
Maria Raaz
4483 Hargelsberg
www.missouri-foxtrotter-center.at
 
Betriebliche Eckdaten
37 ha Ackerbau
Pferdezucht, Pferdeausbildung


Motivation: Was war der Ausgangspunkt bzw. die Überlegungen für das Veränderungsvorhaben?

Seit Generationen ist der Hof im Familienbesitz und wurde zuletzt von den Eltern von Maria Raaz als Ackerbau- und Schweinemastbetrieb geführt. Pferde gab es früher nur zum Arbeitseinsatz am Hof, bis diese von Maschinen endgültig ersetzt wurden. Frau Maria Raaz hatte bereits seit ihrer Kindheit einen besonderen Bezug zu Pferden. Da Sie begeisterte Wanderreiterin ist, suchte sie vor einigen Jahren nach einer Pferderasse, die für lange Ritte besonders geeignet ist. Und so stieß sie auf die Missouri Foxtrotter aus Amerika, die durch ihre sanften Gänge und ihre Robustheit und das ausgeglichene Wesen bestens für ihre Ansprüche geeignet waren. So kam es, dass Maria Raaz im Jahr 1990 die erste Missouri-Foxtrotter-Stute nach Europa importierte.
1993 übernahm Frau Raaz den damals noch als Schweinemastbetrieb geführten Hof und führte diesen noch unverändert bis 1995 weiter, obwohl ihr Interesse stets den Pferden galt. 1995 fasste sie jedoch endgültig den Entschluss, die Schweinemast aufzugeben und sich ihre eigene Pferdezucht aufzubauen.


Intention: Was wollten Sie damit erreichen und wie funktionierte die genaue Umsetzung? Was wurde gemacht? Was waren die Holpersteine? Was gibt es zu beachten, wenn man etwas Ähnliches machen möchte?

Gegen den Willen und mit viel Widerstand ihres Vaters begann Frau Raaz mit der Umstellung des Betriebes. Als erstes wurde der Stall in der Westseite des Hofes zum Pferdequartier umgebaut. Da Maria immer schon von der artgerechten und pferdefreundlichen Offenstallhaltung überzeugt war, wurde der neue Stall gleich als Laufstall mit genügend Bewegungsfreiheit und computergesteuertem Fütterungssystem ausgestattet. Zusätzlich steht den Pferden Raufutter in Form von Heu und Stroh den ganzen Tag über frei zugänglich zur Verfügung. „Diese Art der Haltung kommt dem natürlichen Fressverhalten des Steppentieres Pferd am besten entgegen. Durch die ständige Bewegungsmöglichkeit, einen Unterstand bei Schlechtwetter und die unterschiedlichen Bodenverhältnisse bleiben die Pferde gesund, werden robust und können ihr natürliches Sozialverhalten am besten ausleben!“ ist Maria Raaz überzeugt.

Heute ist diese Haltungsform bei Pferdebetrieben sehr beliebt – damals war Maria gewissermaßen Pionier auf diesem Gebiet und erntete viel Skepsis vom Umfeld. Aber sie war immer überzeugt von ihrem Konzept und wurde dafür auch mit fünf Sternen – der höchsten Auszeichnung der ARGE für artgerechte Pferdehaltung - belohnt.

Um den ganzen Umbau finanzieren zu können, kaufte sie auch ein paar Ponys und gab Reitunterricht, veranstaltete Kinderreitwochen und hatte einige Einstellpferde. Doch ihre große Leidenschaft war immer die Zucht und so hielt sie strikt an ihrem Ziel fest, diesen Betriebszweig weiter auszubauen und so zu optimieren, dass die ganze Arbeit von ihr allein bewerkstelligt werden konnte.
Mit Unterstützung der Familie, vor allem ihrer Mutter, die sich um die Kinder kümmerte. Von vielen Freunden und Bekannten wurden im zweiten Teil des ehemaligen Schweinestalls Paddockboxen errichtet, um bei Bedarf die Hengste oder auch kranke Pferde getrennt von der Herde halten zu können. Da Maria ihre Pferde vom Fohlenalter weg selbst ausbildet, wurde auch die nötige Infrastruktur nach und nach erweitert.

Heute stehen dafür ein Reitplatz mit Ovalbahn, eine Führanlage sowie eine überdachte Rundhalle zur Verfügung. Ein kleines Nebengebäude ist heute noch an Einsteller verpachtet – sonst hat Maria Raaz nur mehr ihre eigenen Pferde am Hof. Zwei Hengste und 6 Zuchtstuten sorgen für den Nachwuchs, der in ganz Europa verkauft wird. Mittlerweile findet man ca. 700 Stück dieser besonderen Rasse auf dem Kontinent.
Im ehemaligen Stall an der Südseite des Hofes wurde das alte Gewölbe erhalten und der Raum zum gemütlichen Reiterstüberl umfunktioniert, das bei Kursen gerne genutzt wird. Um die feuchten Wände an der Nord- und Ostseite des Hofes zu bekämpfen, mussten 100 Meter Mauerwerk unterfangen werden. „Die alten Fenster waren so undicht, dass wir mit der alten Heizung im Winter maximal 16 Grad im Wohnbereich hatten – und das mit zwei kleinen Kindern“, erinnert sich Maria Raaz an die schwierige Anfangszeit.

Die neuen Fenster sowie die Trennung der Wohnbereiche brachten mehr Lebensqualität für die drei Generationen. Erst in den letzten Jahren wurde eine Hackschnitzelheizung installiert und die Fassade außen und im Innenhof neu verputzt. „All das war nur möglich, weil wir das meiste selbst gemacht haben. Das dauert halt länger und erfordert viel Kraft und Geduld, aber sonst hätte ich mir die ganze Renovierung nicht leisten können“,  sagt die bewundernswerte Hausherrin heute.


Emotion: Wie geht es Ihnen mit dem Ergebnis? Würden Sie heute etwas anderes machen; wenn ja was?

„Viele haben mich anfangs gefragt, warum ich mir das alles antue. Ich solle doch den Hof verkaufen und mir ein schönes Leben machen. Aber das wäre für mich nie in Frage gekommen, dazu war die Liebe zum Erbe der Eltern zu groß“, so Maria Raaz.


 

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