Vermietung von Räumlichkeiten, Neuhofen

vulgo „Zehethof“
Hermine und Engelbert Zeilinger
4501 Neuhofen a.d. Krems
www.zehethof.at
 
Betriebliche Eckdaten
36 ha Ackerbau (verpachtet)
Vermietung von Räumlichkeiten


Motivation: Was war der Ausgangspunkt bzw. die Überlegungen für das Veränderungsvorhaben?

Im Jahr 1974 übernahmen Hermine und Engelbert Zeilinger den landwirtschaftlichen Betrieb. Anstehende Investitionen in den Stallausbau und die fehlende Nachfolge führten 2007 zur Entscheidung, die Schweinehaltung aufzugeben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Familie Zeilinger schon viel in die Erhaltung und Sanierung des elterlichen Hofes investiert, da sie diesen in keinem guten Zustand übernommen hatten. Da es damals keinen Silo gab, wurden alle zur Verfügung stehenden Räume für die Maislagerung genutzt. Es gab weder Sanitäranlagen noch Telefon. Die dringend notwendige Dacherneuerung war nur möglich, weil sie das Holz selbst besteuern konnten.

Die Geschichte für das heutige Nutzungskonzept hat Anfang der 90er Jahre begonnen. Bert Zeilinger, der neben der Landwirtschaft auch langjährig im Außendienst tätig war, wurde eines Tages von einem Kollegen aus der Steiermark angesprochen, ob er nicht ein Quartier für ihn wisse.


Intention: Was wollten Sie damit erreichen und wie funktionierte die genaue Umsetzung? Was wurde gemacht? Was waren die Holpersteine? Was gibt es zu beachten, wenn man etwas Ähnliches machen möchte?

Anfangs wurde die neu hergerichtete und nicht mehr benutzte Auszugswohnung der Mutter vermietet. Durch Mundpropaganda stieg die Nachfrage, sodass bis 2012 das Zimmerangebot kontinuierlich erweitert wurde. Heute stehen zwölf Zimmer und kleine Appartements zur Verfügung, die ganz ohne gastronomische Betreuung angeboten werden.

Im Laufe der Jahre folgte eine Erweiterung des Angebotes. Die nach der Aufgabe der Schweinehaltung leerstehenden Räume wurden schrittweise umgebaut. Wo früher Stall und Maschinenhalle im Vierkanthof untergebracht waren, entstanden großzügige Lagerräumlichkeiten und zwei Büros für Unternehmen.

Den ehemaligen Kuhstall kann man heute für private Feiern wie Geburtstage oder Hochzeitsgesellschaften mieten. Um das in der Luft hängende Gewölbe abzustützen, wurden rund 300 Steher im Raum aufgestellt. „Wir waren ständig von der Angst geplagt, dass alles einstürzen konnte“, erzählt Engelbert Zeilinger.

Wirklich einzigartig ist auch die Sgraffito-Innenhoffassade, die bei den Vierkanthöfen in der Gegend eigentlich nicht üblich ist. Sgraffito ist eine Kratzputztechnik, die besonders in der Renaissance Anwendung fand. Dank der Mithilfe aller Familienmitglieder und vieler Freunde war es möglich, eine ganze Hofseite pro Tag zu verputzen. „Da man sich anhand der Muster, die wir kleinflächig ausprobiert haben, auch nur schwer vorstellen kann, wie das auf der ganzen Fassade wirkt, ist es besonders wichtig, bei solchen Arbeiten Fachleute dabei zu haben“, erzählt Hermine Zeilinger.


Emotion: Wie geht es Ihnen mit dem Ergebnis? Würden Sie heute etwas anderes machen; wenn ja was?

Die Mühe hat sich wahrlich gelohnt – bis zu 120 Gäste finden im Gewölbe ein stilvolles Ambiente für Feiern aller Art. Der Familie Zeilinger ist es besonders gelungen, Altes zu bewahren und Neues zu verbinden. So wurde zum Beispiel das Hoftor wieder mit einem runden Torbogen versehen und die zwar neuen Doppelfenster, aber im alten Stil aus geöltem Lärchenholz, in das Mauerwerk eingesetzt.

All diese umfassenden Sanierungs- und Umbauarbeiten am Vierkanthof waren nur durch die zusätzliche, außerlandwirtschaftliche Tätigkeit von Bert möglich. Offenheit für Neues sowie Wertschätzung gegenüber dem Familienerbe waren Erfolgsrezept der Familie Zeilinger!

Das Ehepaar Zeilinger hat auch von unüberlegten Bausünden zu berichten: ein altes, rissiges Stallgebäude wurde Mitte der 80er Jahre rausgerissen, der Keller bis auf einen kleinen Teil zugeschüttet. „In dieser Zeit wurde einem leider immer geraten, alles, was alt und sanierungsbedürftig ist oder gerade nicht gebraucht wurde, einfach wegzureißen und zuzuschütten. Wir haben leider viel zu spät gemerkt, wie schade es darum ist!“, so Hermine und Engelbert.



 

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