Vollziegelbauweise

Vollziegelbauweise

Vollziegelbauten kommen erst ab 1850 in größerer Zahl vor. Bis zur Aufhebung des Feudalsystems (1848) war die Ziegelherstellung ein grundherrschaftliches Vorrecht, das in manchen Fällen gelockert oder missachtet wurde. Ein sehr frühes Beispiel eines Ziegelbaus stellt der „Steffelrather“ in Fernbach dar, wo bereits 1834 ein Vollziegelbau aufgeführt wurde. Im Zusammenhang mit dem Bau von Eisenbahnen kamen viele italienische „Gastarbeiter“ nach Oberösterreich, die ihre Kenntnisse der Ziegelherstellung bei den Bauern und deren hofeigenen Lehmvorkommen praktisch umsetzten. So manche „Italiener“ blieben im Land; ihre Wohnhäuser werden - wie in Waldneukirchen - als „Italienerhäusl“ bezeichnet. Vierkanter mit Rohziegelmauerwerken finden im gesamten Zentralraum Verbreitung, da es hier mehrere Ziegelbrennereienin der Nähe gab und so die Transportwege kurz waren. Diese „rohen“, unverputzten Fassaden drückten Wohlstand aus, weil jeder Ziegel „handgefertigt“ war. Berichte von einstigen Ziegelbrennereien auf den Lehmböden gibt es beispielsweise vom „Kaltenhuber“ oder vom „Lehner in der Haid“ in der Gemeinde Rohr im Kremstal. Am Rand des Platten- und Hügellandes des Traunviertels werden die Lehmvorkommen rar und deshalb wird anstelle des teuren, gebrannten Ziegels Stein (Sandstein, Konglomerat und Tuffstein) als Baumaterial verwendet.




Bis 1848 war das „Ziegelschlagen“ ein Privileg der adeligen und geistlichen Grundherrn. In der Zeit davor war es aber für wohlhabende Bauern nicht schwer, eine behördliche Genehmigung für die Ziegelherstellung zu erhalten. Damit war aber die Entrichtung von Gebühren und steuerlichen Abgeltungen verbunden (Ziegelsteuer). In Oberösterreich entstand deshalb eine Sparvariante zum extrem teuren Vollziegelbau in der Scharenbauweise („g´scharlter Hof“), wo abwechselnd Reihen mit Vollziegel und verputzten Schotter- und Steinreihen die Fassade in den Landesfarben Rot-Weiß gestalten. Abwechslung erzielte man beim Sichtziegelbau auch durch abwechselnde Lagen und Muster mit länger gebrannten Ziegeln, den sogenannte dunklen Eisenziegel.

 

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