Kinderarztpraxis, Enns

vulgo „Liningergut“
Dr. Gabriela Schadenböck-Kranzl & Dr. Michael Schadenböck
4470 Enns
www.kinderarzt-enns.at
 
Betriebliche Eckdaten
12 ha landwirtschaftlicher Grund (verpachtet)
Kinderarztpraxis


Motivation: Was war der Ausgangspunkt bzw. die Überlegungen für das Veränderungsvorhaben?

Um das Familienerbe zu bewahren, übernahm Familie Schadenböck im Jahr 1997 den desolaten Vierkanthof, der schon einige Jahre davor nur mehr von Schlafgehern bewohnt wurde. Der Stall war damals für die Ziegenhaltung gemietet, der Misthaufen wie üblich im Hof. Schlimm in Mitleidenschaft gezogen war das Mauerwerk im Wohn- und Stalltrakt, da durch die Niveauerhöhung der angrenzenden Straße das Regenwasser vom Hof ablief. Die neuen Hofbesitzer Gabriela und Michael entschieden sich den elterlichen Hof originaltreu herzurichten und gleichzeitig ein modernes Wohnambiente zu schaffen.


Intention: Was wollten Sie damit erreichen und wie funktionierte die genaue Umsetzung? Was wurde gemacht? Was waren die Holpersteine? Was gibt es zu beachten, wenn man etwas Ähnliches machen möchte?

Nach einer langen und intensiven Planungsphase, konnte es losgehen: Nach dem Ausräumen kam als erstes das Dach an die Reihe. Die noch intakten Holzbalken des Dachstuhls wurden ausgebessert und das nasse Mauerwerk trocken gelegt. Mit mühevoller Handarbeit wurde der Boden im Inneren des Haus einen Meter tief hochgehoben, die Wände nach einem speziellen Verfahren mit Beton abgedichtet, Schotter eingebracht sowie eine „Wanne“ zur vollständigen Abdichtung draufgelegt. Im Außenbereich wurde um den gesamten Vierkanter sowie im Innenhof eine Ringdrainage verlegt. Da Vierkanter auf historischen Boden steht, darf nicht ohne weiteres im Boden gegraben werden. Das Denkmalamt musste verständigt werden und Archäologen untersuchten den Grund auf römische Funde. Tatsächlich kamen ein römischer Schlüssel, Münzen und viele Scherben zum Vorschein.

Nach Abschluss der Grundarbeiten machte man sich an den Innenausbau: Die alte, steile Stiege wurde herausgerissen und durch eine neue an anderer Stelle ersetzt. Das dabei in der Decke entstandene Loch wurde in Form eines Glassteges geschlossen, wodurch mehr Licht in den darunterliegenden Vorraum gelangen kann. Im Wohn-Essbereich wurde die Decke zum Dachboden entfernt. Dank der hochseitig neuen Dachfenster wird der Raum von viel Tageslicht erhellt.

Der Innenhof wurde mit sogenannten Krustenplatten (Anschnitte von Steinblöcken) verlegt. Die Granittüre und die gemauerten Fensterbögen wurden restauriert oder originalgetreu neu eingebracht. In der Westseite des Hofes, im ehemaligen Futterboden, haben heute die vier Kinder der Familie ihr eigenes Reich – die Zimmer sind ebenso wie der Wohnbereich nach oben hin offen und mit Dachfenstern ausgestattet. Der ehemalige Kuh- und Schweinestall wurde in eine Kinderarztpraxis verwandelt. Vor dem Ordinationseingang standen früher zwei große Silos – einer davon wurde abgeschnitten und dient heute unterirdisch als Wasserspeicher.

„Anfangs wurde jeder Arbeitsschritt ausführlich mit Fotos dokumentiert – das sollte man unbedingt bis zum Schluss durchziehen. Ebenso sollte man die Verlegung aller Rohre und Leitungen gut dokumentieren, um später darauf zurückgreifen zu können. Hilfe vom Spezialisten braucht man unbedingt zur Erhaltung der Gewölbe. Bei uns wurden Eisenspangen eingebaut, um die nötige Spannung zu erhalten und Druck vom Mauerwerk zu nehmen“, raten Gabriela und Michael Hofbesitzern bei den Umbauarbeiten.


Emotion: Wie geht es Ihnen mit dem Ergebnis? Würden Sie heute etwas anderes machen; wenn ja was?

Besonders bewundernswert ist, dass mit Hilfe von Freunden und Verwandten fast alles selber gemacht wurde und das ausschließlich in der Freizeit! 15 Jahre lang verbrachte die Familie sehr viel Zeit auf der Baustelle. Während dieser Zeit kamen auch alle vier Kinder zur Welt. Heute ist das Ehepaar froh, sich damals für den Hof entschieden zu haben, so mühevoll es auch war.



 

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